Steigen wir also gleich mit einer Glaubensfrage ein. Manche schwören auf anschließendes nachbearbeiten am PC, teilweise besitzen Actioncams einen sogenannten "Tauchmodus" der den Rotfilter elektronisch imitiert. Meißt ist das Ergebnis allerdings nicht zu gebrauchen. Die besseren "Tauchmodi" eignen sich noch gut fürs Schnorcheln an der Oberfläche, wo ein Rotfilter einen Rotstich verursachen würde.
Hier ist ein Beispiel eines schlecht umgesetzten "Tauchmodus" im direkten Vergleich zu einer Sequenz mit Rotfilter:
Ich persönliche schwöre auf Farbfilter, weil:
- der Filter aus 100% Bildqualität filtert. Auf dem Chip sind es nur noch x% Qualität
- kein stundenlanges (zusätzliches) nachbearbeiten für den WA notwendig ist
- das Video nur noch zeitlich geschnitten werden muss und es so direkt im Urlaub farbenfroh ist
- der Filter einfach auf- und absteckbar ist
- es einfacher ist Rot aus dem Bild heraus als reinzubekommen
Worauf muss ich beim filmen mit Farbfiltern (Rotfilter, Magentafilter,..) achten?
Rotfilter und/oder Magentafilter gehören schon fast zur Standardausrüstung eines jeden Tauchers der mit einer Actioncam die besten Szenen unter Wasser auf Ewig festhalten möchte. Insbesondere bei den Actioncams reicht die Qualität des Videos nach dem komprimieren auf dem Chip nicht für ein umfassendes nachbearbeiten am heimischen Rechner aus. Ein Farbfilter hilft dabei die erlebte Farbenpracht auch tatsächlich ins Video zu bringen, oder manchmal sogar besser festzuhalten als es das Auge real wahrgenommen hat. Doch dafür ist, wie immer im Leben, auch etwas Schweiß, Fleiß, Erfahrung und Glück notwendig. Häufig ist man von gesehenen Videos mit Rotfilter begeistert und muss dann die ersten praktischen Selbsterfahrungen mit einem Deko-Bier runterschlucken. Spätestens dann erinnert euch an diesen Artikel und kramt ihn wieder hervor. Die nachfolgenden Zeilen sollen euch Schritt für Schritt insgesamt 6 wichtige Aspekte näher bringen an die ihr euch unter Wasser immer wieder erinnern solltet. Ich habe Sie die "6 goldenen Regel zum Filmen mit Rotfiltern genannt.
- Regel 1: Bewusstes Filmen
- Regel 2: Licht & Wetter
- Regel 3: Sonnenstand
- Regel 4: Deine Position
- Regel 5: Blauanteil
- Regel 6: Korrekte Entfernung
- Profi-Trick: Weißabgleich
"Das sieht ja überhaupt nicht aus wie auf dem Video das ich gesehen habe"
Klar, wenn ihr euch nicht den kompletten 60Min-Dauerfilm eures Buddys oder Vorbildes reinziehen musstet habt ihr auf YouTube, Vimeo oder wo auch immer höchstwahrscheinlich einen Zusammenschnitt der besten Szenen seines Urlaubs gesehen. Und da kommt natürlich auch nur das farbenfrohste und beste des vergangenen Tauchurlaubs hinein. Womit wir bei Punkt 1 wären:
"Regel 1: Bewusstes Filmen"
Beim Abtauchen "On" drücken und beim Auftauchen "Off" ist ein absolutes No-Go!
Bis ihr beim anschließenden nachbearbeiten bei einer interessanten Szene ankommt, seid ihr eingeschlafen oder schon so frustriert dass ihr auch diese löscht. Alle Cams mit Display verfügen heutzutage über eine Standby-Funktion, so dass der Akku mindestens einen kompletten Tauchgang hält. Ich schalte sie auch häufig erst dann ein wenn etwas interessantes sich anbahnt oder anbahnen könnte. Birgt natürlich immer die Gefahr dann in der entscheidenden Szene doch etwas zu spät zu sein. Aber dann hält die Cam normalerweise auch drei Tauchgänge am Tag durch.
Filmt also nur Szenen die ihr auch bewusst filmen wollt. Statische Objekte (Landschaften, Drachenkopf, o.ä.) reichen vollkommen 15-60 Sek., nur in Ausnahmefällen länger. Seid ihr natürlich 20 Min. von Mantas & Hammerhaien umgeben heißt es draufhalten, das schaut man sich auch in Jahren wieder an ;-)
Ihr wisst also nun was ihr filmen wollt, kommen wir nun zu Regel 2:
"Regel 2: Allgemeine Lichtverhältnisse und Wetter"
Hürde eins ist genommen und wir filmen bewusst nur das was auch in den Kasten soll. Dann kommen wir zu einem Punkt den wir nicht gänzlich beeinflussen können. Das Wetter. Wenn euer Buddy euch beim abendlichen Deko-Bier super farbige Aufnahmen einer Riffwand zeigt und ihr am nächsten Tag sein Ergebnis auch nachfilmen wollt, es aber bewölkt ist, dann habt ihr schon verloren. Dann bleibt sein Ergebnis für diesen Tag unerreichbar. Das gleiche gilt wenn er das Riff betaucht hat als ihm die Sonne im Rücken stand und ihr es am Abend im Schatten oder Gegenlicht betaucht, No Chance! Könnt ihr den Farbfilter daheim lassen. Dann packt die Videoleuchte und Makrolinse ein und geht auf Makrojagd.
Das gleiche gilt wenn im betrachteten Video der Walhai auf 5m vorbeizieht, er bei Dir aber auf 20m ist. Dann hast du auf jeden Fall das riesige Glück einen Walhai gesehen, und vermutlich auch gefilmt, zu haben. Aber den kleinen Wehrmutstropfen, dass er auf 20m schlicht nicht so farbenfroh sein kann wie auf 5m. Dafür fehlt insgesamt zuviel Licht. Auch hier kann man natürlich noch das Beste herausholen, wenn man die weiteren Regeln beachtet.
Denn auch bei gleichen Wetterbedingungen und Lichtverhältnissen lauern Gefahren welche die Aufnahme des Jahrhunderts beim nachbetrachten zum Reinfall werden lassen, Regel 3:
"Regel 3: Sonnenstand in Bezug auf eure Position"
Ein Beispiel:
Du hast schon wieder riesiges Glück und einen Walhai erspäht. Ihr seid auf 5m und es herrscht strahlender Sonnenschein und beste Lichtverhältnisse. Dann ist jetzt die entscheidende Frage: Wo steht die Sonne?
Für einen optimalen Effekt des Rotfilters steht die Sonne direkt über oder hinter dir und strahlt das zu filmende Objekt direkt an. Der Rotfilter kann nun seine ganze Stärke ausspielen. Je höher der Sonnenstand, desto größer natürlich auch dein Spielraum in dem du dich bewegen kannst, ohne dass du negative Effekte merkst. Ist die Sonne noch auf- oder wieder absteigend musst du mehr und mehr ihre Stellung betrachten. Der Super-Gau ist wenn das Sonnenlicht direkt in die Kamera strahlt und somit das Objekt direkt aus der Sonne kommt. Dann hat der Rotfilter praktisch nichts zum arbeiten. Nur Schwarz und Weiß. Natürlich ist die Natur zum Glück kein dressierter Affe und der Walhai macht was er will. Sollte er also aus der ungünstigsten Position kommen dann auf jeden Fall den Rotfilter abnehmen. Durch einen hohen Kontrast könnte man später noch ein schönes Spiel der Sonnestrahlen mit dem Walhai kreieren. Im weiteren Verlauf solltest du probieren in eine Position zu kommen in der das Licht das Objekt anstrahlt und die Sonne nicht mehr im Bild der Actioncam ist. Dann kannst du den Rotfilter wieder aufsetzen. Im folgenden Video habe ich den Rotfilter auch bei ungünstiger Position aufgesetzt gelassen. Die ungünstigen Szenen muss man dann leicht nachbearbeiten, hat aber die Szenen wenn die Silkys vom Sonnenlicht angestrahlt werden in perfekter Farbwiedergabe:
Doch noch immer lauern weitere Fehler, Regel 4:
"Regel 4: Deine Position in Bezug zum Objekt"
Irgendwie muss Licht in den Sensor kommen. Deshalb solltest du idealerweise auf gleicher Höhe zum Objekt sein und es waagerecht filmen. Je besser die Lichtverhältnisse und je geringer deine Tiefe ist desto eher verzeiht die Cam und der Rotlichtfilter dir diesen Fehler. Abwärts filmen birgt das doppelte Risiko, dass das Bild zu dunkel wird und das mit dem Rotlichtfilter der Farbton leicht ins Grüne abdriftet. Auf einer Tiefe von 2-3m abwärts einen Longimanus oder Walhai filmen der auf 5m unter Dir hindurchgleitet funktioniert in den meißten Fällen noch, hängt aber bereits stark von der Qualität deiner Cam ab. Mit der Luxus-Version der GoPro hat man hier sicherlich mehr Spielraum als mit einer <100€-Cam.
Jetzt filmen wir mit der Sonne im Rücken und in waagerechter Position zum Objekt. Hier muss man einfach etwas eigene Erfahrung gewinnen und je nach Lichtintensität die Kamera leicht nach oben neigen (damit etwas mehr Licht in die Linse einfallen kann) oder leicht nach unten neigen (um einen Rotstich zu vermeiden). Was kann noch schief gehen? Regel 5:
"Regel 5: Immer einen Blauanteil im Bild für den Weißabgleich des Rotfilters"
Absolut unverzichtbar ist ein Blauanteil im Bildabschnitt bei Verwendung eines Rotfilters. Zumindest zu Beginn der Filmsequenz. Die guten Rotlichtfilter sind abgestimmt auf klare, blaue Gewässer. Fehlt der Blauanteil im Bild ergibt sich schnell ein Grünstich innerhalb des Bildes. Insbesondere dann wenn ich von oben nach unten direkt ins Riff filme. Die Wahrscheinlichkeit auf eine gute Sequenz sinkt nahe 0%. Deswegen sollte irgendwie im Bild immer ein Anteil Blau enthalten sein.
"Regel 6: Die korrekte Entferung zum Objekt"
Manchmal spielt auch die Entfernung zum Objekt eine Rolle, wie im nachfolgenden Video kurz zu sehen. Damit sind wir bei Regel 6. Zu Beginn sind die Gelbstreifen-Schnapper etwas zu weit entfernt und der Rotfilter verursacht einen Grünstich. Das liegt in diesem Falle daran, dass die Entfernung zu den Objekten zu groß ist und Sie eher schon im Hintergrund des Videos sind. Dort stuft der Rotfilter manche Farben bereits ins Grüne ab. Je mehr wir uns aber dem kleinen Schwarm nähern, desto korrekter wird der Farbabgleich:
"Profi-Trick: Weißabgleich der Cam austricksen"
Dies ist ein Punkt der mir beim filmen mit der Hero 4 Black aufgefallen ist. Da ich gleichzeitig unter Wasser bei nahen Objekte mit einer Keldan Videoleuchte filme verfüge ich über eine Lichtquelle die mit 5000K nahe der Farbtemperatur des echten Sonnenlichts liegt. Leuchte ich auf einen sehr nahen Teil im Sand oder Riff dann wird dieser komplett Weiß. Jetzt gehe ich sehr nah ran mit der Actioncam und der Weißabgleich wird neu gesetzt. Das funktioniert nicht immer perfekt aber hat z.B. dieses beeindruckende Ergebnis gebracht:
Man sieht zu Beginn das komplett grüne Bild. Viele Schwebeteilchen im Wasser. Mit Neusetzen des WA wechselt das Bild bereits ohne Farbfilter von grün in blau und mit dem Farbfilter kommen farbenprächtige Szenen zusammen. Ganz ehrlich, ich war überrascht wie gut der Tauchgang in der Nachbetrachtung gewesen ist :)
So, nun seid ihr mit den 6 goldenen Regeln zum filmen mit Rotfiltern ausgestattet. Identisches gilt natürlich auch für das filmen mit Magentafiltern in grünen Gewässern. Ich hoffe ich konnte das Filmergebnis eures nächsten Tauchurlaubs zumindest etwas steigern ;-) Allzeit und überall "Gut Luft" Euer Divecooky!
www.magic-filter.de
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