Dienstag, 1. Januar 2019

#Reisebericht: East Kalimantan - Borneo - Eine Perle aus dem Fokus


Ziel:           Indonesien 
Tauchregionen:  Borneo / Ost-Kalimantan
Veranstalter:   Tauchertraum
Safarischiff:   MV Wellenreng
Reisezeitraum:  30.07.2018 - 12.08.2018
                Update 2. Reise: 30.09.-12.12.2018




Die Anreise:
Indonesien zum Dritten. Komodo - Check! Raja Ampat - Check! Nun geht es in ein Tauchgebiet das mich schon sehr lange reizt. Borneo. Wenn man sich die Beschreibungen der Tauchplätze durchliest müsste es eigentlich das Paradies schlechthin sein. Chance auf Mantas, Walhaie, Fuchshaie, riesige Fischschwärme, Muck Diving, sogar ein Jelly Fish Lake. Also warum ist dieses Tauchgebiet nicht maßlos überfüllt? Vermutlich weil alles nicht in der Regelmäßigkeit und Zuverlässigkeit anzutreffen ist wie beispielsweise die Mantas&Delfine in Socorro. Aber selbst deren Enthusiasmus scheint durch die Massen an Tauchern langsam abzunehmen. Glücklicherweise fährt die Wellenreng diesen Sommer/Herbst nicht mehr das bereits leicht überfüllte Komodo an, sondern Borneo. So brauche ich mich also nicht an ein neues Schiff gewöhnen. Ich kann mich auf die Qualität der Wellenreng verlassen.

Zur Anreise fliege ich erstmals mit Etihad über Abu Dhabi nach Jakarta.

Es wird die erste Tour der Wellenreng in diesem Tauchgebiet. Mit dabei sind nur der Eigner (Roland), Tauchreiseveranstalter Michael Christ von Tauchertraum, beide nebst Familie, und Ich. Auf dieser Tour werden die Plätze ausgesucht bzw. bestätigt, die auf den späteren Gäste-Touren Bestandteil des Tauchplans sind, sowie die Abläufe abgestimmt und Landgänge vorbereitet.

Die hoffentlich größte Aufregung gibt es bereits Tage vor dem Abflug. Die Wellenreng ist vor dem Umsetzen in das neue Tauchgebiet um Borneo generalüberholt worden. Sie muss also noch vom Standort des sogenannten Dry Docks (Manado) etwa 1.200 km bis nach Berau zurücklegen. Bereits 6h nach dem Auslaufen meldet der Mechaniker, dass die Motoren zu heiß werden. Der ganze Trip droht ins Wasser zu fallen. 24h später erreicht uns aber bereits Entwarnung. Die Wellenreng liegt auf Kurs!


Halten wir die Anreise kurz und knapp. Diesmal geht es mit Etihad Do Abend um 21:45 von Frankfurt nach Abu Dhabi. Landung morgens etwa gegen 06:30, Weiterflug um 10:40 bis 23:00 Ortszeit in Jakarta. Im Vergleich zu Dubai ist der Flughafen recht klein und übersichtlich. Bei mir scheinen Organisation und die Stewardessen aber nicht ihren besten Tag erwischt zu haben (z.B. musste ich mein Ticket für den zweiten Abschnitt erst noch in Abu Dhabi holen). Auch fühlen sich die Sitzplätze recht unbequem an. Nun ja, pünktlich sind wir und Gepäck kommt auch an in Jakarta. Dort muss von T1 in Terminal 3 zu Garuda Indonesia gewechselt werden mit dem Sky Train. Der Weg erschließt sich mir nicht sofort, aber die Indonesis sind ja hilfsbereite Menschen. Jetzt muss ich mir noch die Nacht um die Ohren schlagen. Der etwa zweistündige Weiterflug nach Balikpapan, und von dort dann der nochmal ca. einstündige zum Ziel in Berau, geht um 05:40. Irgendwie geht auch das rum und gegen Mittag bin ich in Berau, samt Gepäck. In der Empfangshalle schwimmen uns bereits die Walhaie auf einem Bildschirm entgegen, Sie haben es also bereits zu einer gewissen Bekanntheit gebracht.

Noch vor uns liegt eine ca. 2,5-stündige Autofahrt nach Tanjung Batu. Dort liegt die Wellenreng direkt an der kleinen Kaimauer, schon länger habe ich kein Schiff mehr ohne den kurzen Zwischenweg auf dem Zodiac betreten. Ein paar neue und viele bekannte Gesichter lächeln uns entgegen. Mittlerweile ist es nach 14:00, dringend Zeit für ein Mittagessen inkl. anschließendem Mittagsschlaf. Aus diesem entreißt mich eine Stunde später jäh der Wecker, ich hätte vermutlich durchgeschlafen bis zum Abendessen. 


Da wir noch auf Vater & Bruder von Roland warten

nutzen wir die Zeit für einen kleinen Ausflug. In der Nähe gibt es einen neu angelegten Holzsteg durch die Mangroven am Wasser. Man bemüht sich hier neue Mangroven anzusiedeln um wieder zu etwas mehr Natürlichkeit zurückzukehren. Zwei Langschwanz-Makaken-Affen kommen zur Bananen-Fütterung an das Geländer und verweilen ein wenig mit uns.


Der Plan für den nächsten Tag sieht ein Auslaufen gegen 6:00 Uhr vor in Richtung Derawan. Man, was freue ich mich auf mein Omelette morgen früh mit Ananas, also ab in die Koje :).

Am Morgen? Grau und Regen. Ja sind wir denn hier in Malpelo oder was?

Die ersten Bagans ziehen vorbei? Es gibt Sie wirklich in Unmengen hier. Diese hier stehen auf festen Stelzen, die Bagans weiter draußen ankern.

Also an welchem Bitteschön sind die Walhaie? Natürlich hat Roland für Borneo wieder einen erfahrenen Diveguide engagiert. Und der hat natürlich auch die Telefonnr. des richtigen Bagans ;-) Wobei, es sind mehrere an denen sich die Walhaie hin und wieder aufhalten. Doch auch hier gilt es zunächst zu lernen. Vorab wusste ich bereits aus anderen Berichten, dass die Ausfahrten zu den Walhaien sehr früh beginnen. Das bekommen wir nochmal bestätigt: Die Walhaie kommen zum Frühstück, dann entschwinden Sie wieder in die Tiefe.

Und es gibt Sie auch nicht um Vollmond herum. Denn dann verhindert das Licht des Mondes, dass die kleinen Anchovies vom Licht der Plattformen angezogen werden. Die perfekte Zeit also für die Fischer um daheim bei ihren Familien zu sein. Und somit kommen auch keine Walhaie. Selbstverständlich sind wir pünktlich mit dem Vollmond angereist. Unser Besuch wird sich also eher auf das Ende unseres Trips konzentrieren. 



Kommen wir zum tauchen. Am ersten Morgen lassen wir es gemächlich angehen. So gegen 9:00 springen wir an einem der Jetty von Derawan zum Check. 
Es regnet weiterhin. 
Zumindest ist die Sicht gut und warm ist das Wasser mit 29 Grad auch. Zu sehen gibt es dafür ebenfalls einiges. Bis auf Max. 18m gibt es in etwa 4-5 Schildkröten, viele verschiedene Nacktschnecken-Arten, Sternengucker, Geistermuräne, Krokodilsfisch, um nur ein paar Sehenswürdigkeiten anzusprechen.

  
Dann endlich folgt das große Frühstück mit Omellette&Ananas. Mhhhhh....

So kann es auf die dreistündige, absolut schaukelfreie, Überfahrt gehen nach Maratua. Ich verschlafe Sie mehr oder weniger komplett. 
Den zweiten Tauchgang haben wir an Turtle City absolviert, und ja es hatte Schildkröten. Enorm große, wenn auch etwas scheue. Daneben hatte der Regen zwar aufgehört, doch die Sonne blitzte nur selten durch. Die Sicht war minimal schlechter als in Derawan, lag aber trotzdem noch bei guten 25m. Das Riff schön bewachsen, jedoch nicht mit der Masse und Vielfalt an Fisch wie in Raja Ampat. Aber nun gut, nicht von ungefähr gehört Raja Ampat auf diesem Gebiet zu den besten auf der Welt.

Zum Dritten muss schon ein Sunset Dive her. Wir liegen in der Lagune vor dem Pratasaba Resort und tauchen direkt an der Wand Maratuas, selbsterklärenderweise auch nur Maratua Reef genannt. All zu viel los ist am Beginn nicht. Das Riff und der Bewuchs sind schön, dann begeben wir uns etwas mehr auf das Dach der Riffzunge, und da das Riff auf der Lagunenseite wieder abfällt, tummelt sich recht viel Fisch auf der engen Kante.


Wellenreng in der Bucht vom Pratasaba Ressort

Ring, Ring. Ring, Ring. Am nächsten morgen reißt mich der Wecker aus meinen Träumen. Von wegen! Tock, tock! Es klopft bereits an der Tür! Für 07:15 stehen Fuchshaie auf dem Plan. Aber mein Handy ist über Nacht ebenfalls in den Tiefschlaf gefallen. Es ist 07:14! Optimale Vorbereitung also für einen tiefen Tauchgang um nach Fuchshaien Ausschau zu halten. Glas Wasser, Kamera ready, ab in den Anzug, und los. Platsch, runter, blaues Wasser. Der Fuchshai hat auch verschlafen. Es gibt keinen klassischen Platz wie an den Brothers, z.B. am Südplateau. Es gibt einen Bereich an der Steilwand. Diesen tauchen wir ab, alternatives Leben ist hier auf 40m aber auch nicht viel. 
Wir müssen warten bis zum Austauchen ehe das Riffleben mit einer Karettschildkröte, großen Fledermausfischen, großen Schwärmen an Falterfischen und vielem mehr wieder Fahrt aufnimmt. So bekommen wir auch die 60 Minuten voll und es geht ab zum.....
richtig: Ananas-Omelette.

Anschließend betauchen wir weiter die südwestliche Seite Maratuas, hier finden sich auch die meisten Ressorts.

Sponge City steht auf dem Plan. Zuerst Wand, naja, dann ein Plateau mit vielen Salatkorallen und Fisch. Gegen Ende wieder eine zu beiden Seiten abfallende Riffzunge. Cabbages coral, Maratua Reef. Auf dem Rückweg und vor dem Mittagessen wird noch ein kurzer Test am Hausriff von Pratasaba eingeschoben. Naja, auf 20m Tiefe beginnt sandiger Grund und der trübt die Sicht etwas ein. Direkt am Jetty findet sich ein kleiner Trupp juveniler Fledermausfische. Der bleibt in Erinnerung, der Rest eher nicht.

30 Minuten Mittagsschlaf reichen um wieder auf Deck zu gehen und sich zu fühlen wie in der Sahara. Der morgendliche Wind und die Wellen sind nahezu komplett abgestorben und die spiegelglatte See unterstützt das Gefühl der sengenden Hitze in der Wüste.

Zum abkühlen ist tauchen doch genau das richtige. Füsilier paradise. Lange Sand und nichts. Dann Adlerrochen und viele Fledermausfische und Schildis. Auch die Sicht ist gut. Und es könnte zumindest ein Leopardenhai im Sandgrund liegen.

Für den Nachttauchgang sucht der Guide einfach das nächstgelegene Riff aus. Mega-Langweilig. Nix los. Der Show rockt ein Einsiedlerkrebs der sein Gehäuse wechselt. Dann breche ich nach 30m lieber schnell ab.

Als eine Art Dank für die Erlaubnis in der Lagune des Pratasaba zu liegen gehen wir abends dort essen. Das Essen ist ok, die Atmosphäre erinnert eher an Bahnhof. Bis nachts um halb eins weht kein Lüftchen.

Um 05:30 bin ich bereits wieder wach. Erneut sieht es nach einem sonnigen Tag aus. Noch verdecken die Schleierwolken den Sonnenaufgang, doch das wird sich erfahrungsgemäß ändern. Es weht auch ein recht frischer Südwind und begleitet uns auf dem Weg gen Norden zum ersten Tauchgang am Lighthouse. Steilwandtauchen. Mit einem hübschen Übergang, voll bewachsen mit Weichkorallen zu Beginn des Tauchgangs. Unser Guide eilt allerdings recht schnell weiter, was vermuten lässt, dass die Highlights erst noch kommen. Aber Fehlanzeige, nennenswertes kam nicht mehr.

Normalerweise taucht man den Kanal (ja, an dem die Barracudas stehen) bei einlaufender Strömung, da sonst das ganze Schmutzwasser aus der Lagune einem entgegenpfeift und man mehr oder weniger im feinsten englischen Nebel taucht. Aber man kann sich ja mal einen Eindruck davon verschaffen, also springen wir zum 2. Tauchgang an der Ecke des Kanals um uns langsam an ihn heranzutasten. Hier ist es noch strömungsfrei und die Sicht gut. 
Auf etwa 8m stehen locker 50 Fledermausfische, die Erwachsenen. Dann geht es in den Kanal, ein paar einzelne Barracudas drücken sich auf den Boden. Sie scheinen ihre Herde verloren zu haben und auf den Strömungswechsel zu warten um zum Rest der Sippe zurückzukehren. Die grünen Fetzen fliegen einem nur so entgegen. Also den Kanal kreuzen muss man bei auslaufender Strömung nicht unbedingt. Um 11:30 gibt es zwar in Deutschland essen, nicht aber in Indonesien. Da ist noch Platz für 'nen dritten Tauchgang. In der Nähe unseres Sprungpunktes zum zweiten Tauchgang befindet sich auf 40m noch eine Höhle in die man etwa 50m tief, geschlängelt hineintauchen kann. 


Genial am hintersten Punkt mal das Licht auszumachen und zu sehen wie schwarz schwarz sein kann. Und wenn man bereits minimal das Licht des Ausgangs wieder erblickt, unbedingt wieder das Licht ausmachen, mystischer kann ein Blau nicht sein! Austauchen kann man dann wieder in Richtung des Kanals. Haargenau lässt sich erkennen wo die Wolken der auslaufenden Strömung sich formieren. Und in ihnen: Der Schwarm Fledermausfische, massig Jacks, und die ersten hundert Barracudas. Wie das bei guter Sicht und blauem Wasser sein wird. Jetzt aber erstmal Mittagessen.

Nach dem Mittag warten wir auf den Zeitpunkt des Tidenwechsels und springen dann erneut. Jetzt ist die auslaufende Strömung nur noch minimal und wird bald drehen. Wir springen wieder in etwa bei den Fledermausfischen. Die Sicht klart bereits auf und Doktorfische mischen sich mit den Bats. Ein Wahoo kommt hinzu und im Allgemeinen ist bereits deutlich mehr Fisch unterwegs. 
Dann kommen nochmal die Jacks, bevor sich endlich ein großer, schwarzer Schatten zeigt. Die Barracudas. So in etwa auf 15m Tiefe pfeifen Sie um uns herum, schwimmen Schlangenlinien, bilden Trichter. Plötzlich, wir mittendrin, schießen Sie aus- und durcheinander. Ein Grund ist nicht zu erkennen. 
Wir lassen ab und durchqueren den Kanal an der Kante auf etwa 23m. Der erste graue Riffhai nähert sich, ummantelt von unzähligen Rainbow Runnern. Aber näher kommt er nicht. Ebenso sind wir einen Tick zu spät für eine gute Aufnahme von 5 weiteren grauen Riffhaien, die knapp unter der Riffkante passieren. Auf der anderen Seite des Kanals gibt es eine Kerbe an der sich viele Wimpelfische tummeln, und Black Snapper. Dann rufen sowohl Luft als auch Computer: Auftauchen.


Die Strömung zieht bereits ordentlich und spült uns in die Lagune.

Aber der Sonnenuntergang ist ja noch ein paar Stunden entfernt. Zurück, Flaschen tauschen und den Platz bei einlaufender Strömung testen.

Bereits das Abtauchen gestaltet sich etwas schwieriger. Aufgrund der kurzen Oberflächenpause ist die Nullzeit stark verkürzt. Die Barracudas sehen wir diesmal nicht. Nur schwierig halten wir uns an der Kante. Riffhaie sind es nun noch ein paar mehr. Früh müssen wir uns bereits wieder zur Wasseroberfläche orientieren und es schießt uns nur so durch den Kanal in die Lagune hinein. Den Nachttauchgang nehmen wir auch noch mit, hätte ich mir sparen können, oder einfach länger als die zwanzig Minuten bleiben. Der Guide-Follower hatte noch einen kleinen Frogfisch, Krokodilsfisch und ein paar Schnecken.
 
 
Den zweiten vollen Tag in Maratua widmen wir ganz dem Kanal und Big Fish Country. Zum Ersten beginnt für einlaufende Strömung der Tag nicht früh genug. Um 7:00 schafft es die Sonne gerade so über die Wolken und der Kanal ist nahezu strömungsfrei. Und auch relativ ereignislos. Ein Marmorrochen kommt wohl aus dem Kanal, ich übersehe ihn. Und die Fledermausfische sind natürlich an Ort und Stelle. Aber wir sind ja auf Exploring-Tour und somit tauschen wir direkt auf dem Zodiac die Flaschen und springen wieder ins Wasser. So langsam dürfte auslaufende Strömung beginnen und die ersten Nebelschaden wabern uns aus dem Kanal entgegen. Als wir den Kanal erstmalig durchquert haben dürfte eine Rückkehr ausgeschlossen sein. 

Müssen wir aber glücklicherweise auch nicht, ins hinterste Ecke gequetscht auf dem Riffdach tummeln sich nämlich die Barracudas und kommen mit der auslaufenden Strömung aus ihrem Versteck heraus. Erneut spielen sich imposante Szenen ab. Die zweite Flasche ist im Nu leer. 120 Minuten kräftezehrendes hin und her schreien nach Nachschub! Pfannkuchen und Ananas-Omelette kommen da gerade richtig. 






















Zum Dritten tauchen wir einfach nochmal an der bekannten Ecke am Kanal.
Und die Barracudas erweisen uns die Ehre die Seite gewechselt zu haben und immer mal wieder aus der Nebelwolke herauszuziehen. Auf etwa 7m, ideales Rotfiltergebiet. Wenn die Szenerie für das Actioncamweitwinkel nicht bereits schlicht zu riesig wäre.




Auch der Nachmittag gehört dem Big Fish Country. Gegen etwa 16:00 wird das umschlagen der Strömung von auslaufend in einlaufend erwartet. Den ersten Sprung starten wir um 15:00, bisher mit den besten Chancen die Barracudas zu finden, wenn man Sie auch etwas aus der schlechten Sicht herausziehen musste. Wir springen, die Fledermausfische sind da, die Barracudas nicht. Die Sicht im Kanal ist bereits recht klar. Also rüber, evtl. stehen Sie ja dort.

Im Kanal: zwei Federschwanzrochen liegen auf einem kleinen Sandstück, sind aber sofort weg, also ich mich nähere. Auf der anderen Seite, auch keine Barracudas. Also? Wieder zurück. Hört sich anstrengend an, ist es auch! Aber es wird belohnt. Mit unserem Eintreffen kommt sowohl ein riesiger Trupp Jacks aus dem Blau, als auch die Barracudas und finden sich an ihrem angestammten Eck ein. Mit etwas Mühe gelingen Aufnahmen auf dem sich beide Schwärme vereinen. Die Luft ist restlos aufgebraucht als wir das Wasser verlassen. Aber wir haben natürlich vorgesorgt. Flaschentausch auf dem Zodiac und wieder runter. Es beginnt etwas stärker in den Kanal zu drücken. Die Show aus Jacks und Barracudas währt nicht mehr lange und wir widmen uns dem Kanal. Können dies aber auch nicht mehr ausgiebigst tun, die Dekominuten schießen schneller nach oben als die Preisanzeige beim tanken.




Im Anschluss brechen wir gen Kakaban auf, oder besser, wir versuchen es. Bereits um die Nordspitze kommen wir nicht herum und brechen für das Abendessen ab, zuviel Wind und hohe Wellen. Dabei war der Nachmittag noch strahlend blau und windstill. Die Wettervorhersage checkt keiner. Gegen 23 Uhr sollten wir das Ziel erreichen, tun wir nicht. Wir müssen wohl abdrehen und ankern vor der Küste. Auch keine gute Wahl, am Morgen reißt der Anker ab. Alternativen? Sangalaki? Hohe Wellen. Also weiter. Gegen Mittag sind wir dann wieder in Maratua. Big fish country liegt zum Glück auf der windabgewandten Seite, denn der Sturm kommt aus der Antarktis. Um halb zwei tauchen wir dann mal Shark Point. Der Kanal ist maximal lediglich 7m tief und auch nicht sehr breit. Oben wabert Samy Plankton aus der Lagune, unten sauberes Wasser. Schönes Riff, viele verschiedene Korallenarten in netter Größe. Ebenfalls einen kurzen Stop wert sind ein paar Stellen an denen das Wasser Sand aus dem Kanal drückt und dieser, wie in Wasserfällen, die Wand hinabrieselt. Unser Guide sieht einen grauen Riffhai.



Also liegen wir weiter in der Lagune von Maratua (fest), in unmittelbarer Nähe zum Nabucoco Island Resort mit angeschlossener Tauchbasis der Extra Divers. Am nächsten Morgen sollte zumindest die einlaufende Strömung erst gegen 9 wechseln. Das wären zwei Tauchgänge mit Konditionen wie wir Sie gerne hätten.

Um 7 springen wir und uns überrascht eine überragende Sicht. Weil auch das Wasser nochmal 2 Grad kälter ist. 24 Grad. Und ich in Shorts. Die Strömung ist bereits auf überschaubar abgeflacht. Und seitlich nähert sich ein Hammerhaichen. Und schwups wieder weg. 10 Minuten später kommt er nochmal, und diesmal kurz recht nah. Ungewöhnlich für diesen Platz.

Doch das ungewöhnlichste sollte erst in Tauchgang zwei folgen. Die Sicht ist erneut konstant überragend und wir schweben in das Gebiet vor dem Kanal ein. Unter uns, auf locker 60m, ein Leopardenhai. Hätte er gelegen, ich wäre runter. Aber er zieht gegen die Strömung von dannen. Schlagartig rastet unser Guide aus, Bruchteile einer Sekunde später erkenne auch ich warum.
Ein Mola Mola schwebt ins Bühnenbild. Kommt nah, inspiziert uns, wendet sich dann aber recht schnell wieder ab und entschwebt in den Keller des Tauchplatzes. Noch verfolgt von Micha, aber auch der muss irgendwann abreißen lassen. Den scheint das Sturmtief aus Bali gen Norden gespült zu haben. Direkt vor unsere Nase. 
Die Sahne auf dem Tauchgang sind die Barracudas, die sich bei dieser Sicht natürlich auch nicht lange verstecken können und gestochen scharfe Eindrücke, wie auch Aufnahmen, bringen. So kann man frühstücken.

  
Zum Dritten beginnt bereits die auslaufende Strömung die Sicht zu versauen. Es wird ein Mobula gesehen, mir bleibt er verwehrt. Die Jacks haben sich auch am Kanal eingefunden und beim Austauchen verkürzt eine Seeschlange unseren Sicherheitsstop. 


Tauchgang vier lässt dann auf sich warten. Reparaturarbeiten am Zodiac stehen an. Erst um halb fünf sind wir im Wasser. Dennoch herrscht weiterhin auslaufende Strömung vor. Ein Adlerrochen schwebt auf dem Riffdach und die Barracudas stehen treu im Brackwasser. Dann ist es schlicht zu dunkel. Die Sonne ist bereits den ganzen Tag von Wolken umhüllt gewesen.

Mit dem heutigen Tage nähert sich unsere Zeit im Big Fish Channel dem Ende zu. Deshalb geben wir noch einmal Vollgas und tauchen 3x den Kanal vor dem Frühstück. Zusammengefasst eher schwach im Vergleich zu den letzten. Aber wir haben jetzt ja auch schon einiges gesehen. Denn trotzdem sehen wir einen großen Tuna, sowie Jacks und Barracudas die sich auf geringer Tiefe mischen. 

Mit dem Wechsel der Gezeiten verlassen wir den Kanal hinaus aufs offene Meer mit dem Ziel der Bagans, südlich Beraus, an denen jeden Morgen Walhaie gesichtet werden. Aber vorher wollen wir nochmal zurück an die Küste, an den Platz an welchem der Anker verloren wurde. Die GPS-Position haben wir jedenfalls. Der Anker lag auf 25m, die Position des Verlustes zeigt etwa 55m an. Also runter und mal auf gut Glück schauen. Die Richtung mit dem Kompass genommen und los geht’s. Der Grund ist sandig. Nicht der cleverste Platz für einen Anker. Man sieht zumindest etwa 25m weit. Sollte man auch, denn fussballgroße Quallen wabern umher. Es dauert gar nicht lange und da kreuzt uns eine vielversprechende Spur im Sand. Ich und mein Buddy Micha teilen uns auf. Einer links, einer rechts. Recht schnell wird klar, ich habe die Spur die vermutlich zum Ende des Ankers führt. Ich schwimme locker noch 500m mit der Spur. Es wird beständig tiefer. Dann beginnt es steil abzufallen. Ich folge noch bis auf 46m, doch unter mir ist es schlicht rabenschwarz. Und nirgends ein Seil zu sehen, was einen möglichen Anknüpfungspunkt bedeuten würde. Das war es also. Derrick würde als nächstes fragen: Wie konnte der Anker unbemerkt so lange driften? Ist jetzt so. 
Bevor wir den Weg zu den Walhaien antreten steht noch Kakaban auf dem Plan. Chance auf Fuchshai und der Jelly Fish Lake, der Tag hat Potenzial! 



Los geht es an der Coconut Wall. Sie endet in der nördlichen Ecke Kakabans, öfter auch als "The Corner" beschrieben. Man taucht hier auf der Westseite beginnend ab und passiert eine fabelhafte intakte Wand mit Korallen aller Art. Weich, hart, sucht es euch aus. In den verschiedensten Farben. Doch es fällt etwas schwer ein Auge dafür zu haben. Denn an dieser Wand werden des öfteren auch Fuchshaie gesichtet. Und unter Wasser läuft es ja bei uns. Also runter und in den Untiefen Kakabans mal Ausschau gehalten. Wir sind etwas aufgeteilt. 
Mein Buddy ein paar Meter tiefer und weiter vorne. Ich segel die Wand so auf 25m daher. Und habe plötzlich einen zweiten Buddy. Schleicht sich das Mistvieh einfach von hinten an und ist bereits auf meiner Höhe als ich Ihn erblicke. Da ist er, der Fuchshai. Glubscht mich mit seinen großen Kulleraugen an und dreht ab ins Blau. Bis ich die Kamera angeworfen bekomme ist die Szene bereits zu 2/3 hinüber.

 

Je näher man der Ecke kommt desto stärker zieht die Strömung uns in ihre Richtung. Im Nu sind wir um die Ecke und wieder im Strömungsschatten. Nur im vorbeifliegen lassen sich mehrere kleine White tips und graue Riffhaie erkennen, die dort in der Strömung spielen.
Hier im Strömungsschatten ist die Sicht sofort deutlich schlechter. Auch der Bewuchs ist nicht mehr so schön wie noch an der Coconut Wall. Man findet dennoch das ein oder andere um sich die Zeit beim auftauchen zu vertreiben. Und was hat mein Buddy gesehen? Zwei weitere Fuchshaie die von vorne kamen. Der Platz hat also Potenzial, weshalb wir ihn unmittelbar erneut betauchen. Zwar meint unser Guide er hätte hier auch bereits Fuchshai zu späterer Zeit gesehen, doch beim zweiten Versuch bleibt uns der Erfolg verwehrt. Doch durch die nun höher stehende Sonne ist die Wand noch ein Stückchen farbenfroher. Sie lohnt sicherlich auch um die Mittagszeit, wenn die Sonne im Zenit und mit voller Energie die Wand ausleuchtet. 
Über Wasser hingegen toben weiter die Winde. Naja, ganz so schlimm ist es nicht, aber die See ist zumindest aufgerauht. Denn für den Jelly Fish Lake müssen wir einmal um die Insel rum, runter in den Süden. Tja, die Wellenreng schafft es nicht. Vor dem Südkap ist Schluss. Letzte Chance es mit dem Zodiac zu versuchen. Und auch dem wird alles abverlangt. Weitläufiges kreuzen ist notwendig um es auf die Südseite der Insel an den Steg zu schaffen. Und auch der Ausstieg gestaltet sich alles andere als leicht. 
Doch nun sind wir da, der beschwerliche Teil der Anreise geschafft. Von hier sind es lediglich 5 Minuten Gehweg über einen Holzsteg hinüber zum See. 




Die Sonne scheint und am See bleibt von den Windes des Meeres nur ein laues Lüftchen über. 
Vermutlich dem sehr starken Seegang geschuldet ist nicht viel los am See.
Und ganz im Gegenteil zum Jelly Fish Lake Besuch aus dem letzten Jahr in Palau hat dieser See Quallen. In Massen. Der See selbst ist bereits ziemlich groß und macht vermutlich 90% von Kakabans Gesamtfläche von 770ha aus. Trotzdem, sobald man einige Meter in Richtung der Mitte des Sees geschwommen ist tummeln sich Jellys um einen herum. 

Manche in Handballgröße, manche so klein wie ein Stecknadelkopf. An den Seiten wachsen farbige Schwämme an den Mangroven und auf der Erde liegen schlafende(?) Quallen. Ein entspannter Nachmittags, abseits der Wetterkapriolen die sich da draußen abspielen. Flossen sind übrigens verboten, an geeigneten Sonnenschutz sollte unbedingt gedacht werden. Schnell sind 2h im See vergangen ;-)

 

Bis für unsere Orientierungstour alle Aufnahmen im Kasten sind ist es bereits später Nachmittag, der Wind hingegen hat sich keinesfalls beruhigt. Die Rückfahrt mit dem Zodiac ist zumindest mit der Welle. Und morgen steht dann bereits das nächste Hailight auf dem Plan. Die Walhaie.


Walhaie in einer großen Bucht. Grundsätzlich gar nicht so ungewöhnlich in Indonesien, siehe z.B. Cendrawasih oder Triton Bay. Da hier auch bereits seit langem in Form von fest installierten Bagans gefischt wird, sind die großen Giganten der Meere sicherlich nicht erst seit wenigen Jahren dort. Es ist eher zu befürchten, dass Sie früher mindestens vertrieben, wenn nicht sogar gleich mitgefischt wurden. Es gibt hunderte Bagans in dieser riesigen Bucht. Alle fischen Sie nachts mit Hilfe von Lampen um alle Arten von Kleinfisch an die Oberfläche zu ziehen, ehe Sie mit Netzen gefangen werden. Genau hier setzt der Walhai an. Er stellt sich an die Netze und saugt Fisch an ihnen heraus. Jetzt müssen wir erstmal das Richtige finden. Denn Sie kommen wohl auch nicht zu allen, bzw. nicht alle teilen es einem mit. Vermutlich nahm das ganze seinen Anfang auf einer Familienfeier als ein Fischer seinem Neffen beiläufig erzählte dass Sie ständig diese großen Fische mit den Punkten auf dem Rücken an ihren Bagans hätten und es ein Spaß wäre Sie mit dem übrig gebliebenen Beifang zu füttern. Und der Neffe arbeitet auf einer Tauchbasis in einem Ressort und verknüpft diese Info sofort mit dem beständigen Wunsch der Tauchgäste genau dieses Tier namens Walhai zu sehen. Ein kurzes Gespräch mit dem Ressortleiter, ein paar Gäste eingepackt und schon ist der Walhaitourismus auf Borneo geboren. Vielleicht ist es auch ganz anders gewesen. Soll uns gleich sein. Hauptsache Sie verdienen Geld mit den Tieren wenn Sie noch leben und in freier Wildbahn anzutreffen sind. Wo waren wir stehen geblieben? Bei uns ist es jetzt morgens um 6. Der Guide telefoniert fleißig und versucht abzuklären wo das gesuchte Bagan ist. Hat es heute Walhaie? Und wenn ja, wie viele?

Nach viel Kauderwelsch kristallisiert sich heraus, dass an einem Bagan wohl 1 Walhai wäre. Glücklicherweise sind wir auch das einzige Boot mit Gästen an diesem Bagan und gleiten gegen 7 Uhr leise ins Wasser. Somit haben wir den Walhai für uns allein. 
Mit vielleicht 5m auch eher noch ein kleineres Exemplar. Etwas überraschend die schlechte Sicht von gerade einmal 8m. Das hatte sich unsere Phantasie schöner ausgemalt. Dafür bleibt er brav bis etwa 08:30 und dreht dann in die Tiefe ab. Wir erfahren, dass es drei Bagans dieser Art gibt, oder zumindest diese drei irgendwie zusammengehören. Die White Manta (oder Raja Manta) fährt Sie ebenfalls an und teilt ihre Gäste dann auf die Bangas auf.

So erklärt sich dann vermutlich auch ein Facebook-Post der von 12 Walhaien spricht. Alle drei Bagans zusammengezählt. Geschickt formuliertes Marketing.

In jedem Falle aber ein Erlebnis und die Sicht ist bei ruhigerer See und optimaleren Bedingungen sicherlich auch besser.

Jetzt kommt das nächste Problem. Die Walhaie liegen tauchtechnisch irgendwo im nirgendwo. Sangalaki liegt etwa 4-5h entfernt. Bei Rückenwind.

Wir nehmen den Weg südlich der Bucht um einen Erkundungstauchgang zu absolvieren, denn am nächsten Tag wollen wir die Walhaie wiederholen. Müssen also wieder in diese Region zurück.

Gegen Wind und Welle kämpfen wir uns etwa 6-7h an einen auf der Karte recht vielversprechenden Platz. Möglicherweise durch Wind und Wetter, oder durch die vorherrschende auslaufende Strömung, ist die Sicht ziemlich eingetrübt. Vielleicht ist es hier aber auch immer so. Sei es drum, die Korallenlandschaft ist soweit ganz schön gewesen, für diesen einen Tauchgang bleiben keine sonstigen Ereignisse in Erinnerung. Also den ganzen Weg wieder zurück.

Zweiter Versuch Walhaie. Aufstehen 5:30. Abwarten bis die Bagans abtelefoniert sind. Gegen 6:30 Meldung dass ein Bagan 2-3 Walhaie hat. Wir wollen aber mit dem großen Boot dorthin. Also, Anker lichten und hin. Gegen 7:00 sind wir im Wasser, bei Allermaximum 5m Sicht. Kurz sind 3 Walhaie von ca. 5-7m da, dann bleiben es länger 2 Stück. Schade dass die Sicht so mies ist. Aber zwei Tage hintereinander zuverlässig Walhai. 


Dann fahren wir mit dem Wind gen Sangalaki, wo wir gegen 12:30 eintreffen. Vor dem tauchen muss eine Mooring erneuert werden. Dann betauchen wir das Außenriff von Sangalaki, so in etwa auf 15m. Zwischen Korallenblöcken und Sandgrund wuseln wir herum, auf der Suche nach Leopardenhai, ohne Erfolg. Der Eigner, Roland, sieht bei seinem Erkundungstauchgang kurz einen kleinen Manta. Generell kann man von der Zuverlässigkeit der Mantasichtungen aus den früheren Jahren nicht mehr sprechen. Von mal zu mal ist wohl schon optimistisch ausgedrückt. Später auf der Insel erfahren wir, dass wohl im Mai recht viele da gewesen sind. Sie sind also noch nicht gänzlich weg. Die Facebook-Seite der Scuba Junkies (Tauchbasis auf Sangalaki) zeigt regelmäßig Manta-Sichtungen. Muss man halt nur wissen wann und wo. Unser Versuch bei auslaufendem Wasser ist da sicherlich auch nicht hilfreich gewesen. 


  
Warum Sangalaki dennoch ein unbedingtes Muss auf jeder Tour ist stellt sich wenig später beim Besuch der Schildkrötenstation heraus.

Nach eigener Aussage lassen Sie dort täglich am Abend etwa 50 Babyschildkröten gen Freiheit entschwinden. 
Das bedingt natürlich auch, dass Sie jede Nacht umhergehen und die Eier von den Mamas einsammeln müssen, die später ausgebrütet werden. Sind Sie geschlüpft kommen Sie in ein Becken in dem Sie vermutlich den Tag über schwimmen und dann am Abend nach einem kurzen Stück Sandstrand hinaus in die Weiten der Weltmeere starten.

Ein Erlebnis, welches man so schnell nicht vergisst, wenn man einem kleinen Tollpatsch den richtigen Weg ins Meer weist. Bis es zum Happening mit den Baby-Schildkröten kommt lohnt eine Umrundung der Insel. Dies ist nach etwa 20 Minuten geschafft. Es gibt ebenfalls ein kleines Ressort. Dies gehört mittlerweile wohl einem chinesischen Investor unter dem es etwas verkommt und vermüllt. Man muss wohl von einem „naturbelassenen“ Strand sprechen, überall liegt angespültes Plastik umher. Aber so ist es eben heutzutage, das Plastik hat es selbst in die entlegensten Winkel der Welt geschafft. Neben den Schildkröten gibt es auch Warane, Fischreiher, eine Art Wildhuhn und viele kleinere Vögel- und Insektenarten zu erkunden. Nach der Schildi-Show geht es zurück aufs Schiff.

 

Die Nacht an der Mooring schaukelt uns ganz schön durch.

Zum Glück verlassen wir Sie auch wieder recht früh am Morgen um Kurs auf Kakaban und die Coconut Wall zu setzen. Durch Allerlei Verzögerungen sind wir jedoch erst gegen 7:30 im Wasser. Zu spät für die Fuchshaie? Direkt zu Beginn wird noch einer für einen kurzen Moment auf 45m gesichtet, dann war es das.

Die Sicht ist auch deutlich schlechter als bei unserem ersten Besuch hier. Trotzdem, allein die Wand bleibt jeden Tauchgang wert, den man hier macht.

Für den nächsten Versuch haben wir die GPS-Daten für einen sogenannten „Shark-Point“ bekommen, man sähe hier große Haie. Dem gehen wir doch gerne nach. Die Sicht ist noch mieser an der Oberfläche. Kein Wunder bei auslaufender Strömung und dem seit Tagen tobenden Wind. Also runter. Und hier verbessert Sie sich wohl auf etwa 20m. Plastikflaschen raus, und rubbeln. Und siehe da, die Herren lassen sich nicht lange bitten. Oceanic Black Tips schauen vorbei. Erwachsene. Wahr nehmen wir mit dem bloßen Auge 4 Stück während des Tauchgangs. Die Auswertung des Bildmaterials der extrem lichtintensiven Sony A7Rll lässt uns am Abend dann nochmals staunen. Insgesamt lassen sich 8 Black Tips in einer Szene erkennen. Das hat Potenzial. Das restliche Riff ist uninteressant, hier kommt her wer Haie sehen will. Über Wasser ist es endlich mal sonnig und gleich wieder flauschig heiß :)


Dritter Tauchgang, drittes mal tief. Barracuda Point kann man an der Wand beginnen, dann aber zieht sich ein leicht abfallender Riffrücken schräg hinaus ins Blau. Oder auch grün. Je nach Sichtverhältnissen. Bei uns oben grün, unten blau. Auf dem Plateau selbst beginnt es dann auch leicht zu strömen und es zieht uns sowohl hinab, als auch hinaus. Viele Peitschenkorallen säumen das Riff. Dazwischen zwei Schwärme junger Jacks, und ein größerer Schwarm junger Barracudas. Junge White Tips, 2 junge graue Riffhaie. Dann ist das Plateau zu Ende, wir auf knapp 47m und der Tauchgang gerade mal 17 Minuten alt. Keinerlei Chance am Plateau wieder hinauf ins Flachwasser zu kommen. Tauchgang beendet nach 25 Min.. Bei ca. 15m Sicht im Flachen ist auch das warten im „Blauen“ nicht wirklich verlockend. Der Wind ist über den Tag irgendwann schlagartig abgestorben und nun brütet die Sonne wieder über uns, dass man sich ein laues Lüftchen ersehnt. Tauchgang 4 soll nochmal die Coconut Wall zum Sunset werden. Diesmal springen wir nochmal ca. 50m weiter die Wand entlang in der Hoffnung mit der Erhöhung der Strecke auch die Chance auf Fuchshai zu erhöhen. Auch Safri, unser Kellner geht tauchen mit Dayat, dem Guide. Sie springen am üblichen Punkt. Warum erwähne ich es? Wird später noch wichtig. Unser Sprungpunkt hat den Bogen etwas überspannt. Das Riff liegt in Schutt und Asche. Häufig sah man auf der Tour Riffe bzw. besser Riffpassagen an denen früher sicher mit Dynamit gefischt wurde. Und es nun langsam beginnt wieder zu wachsen. Manche wiederum sind davon komplett unbetroffen, insbesondere natürliche die Wände wie Coconut Wall. Also schnell die zusätzlichen 50m hinter uns gebracht und auf den bekannten Pfad begeben. Nun netterweise mit der Sonne im Rücken. Aber trotz maximaler Aufmerksamkeit lässt sich kein Fuchshai blicken. Trotzdem hat sich diese wunderschön bewachsene Wand auch diesmal wieder gelohnt. Und unser Guide+Safri? Ratet, die haben zwei gesehen :)

Zur Bettruhe gehen die letzten Nachrichten über das Handynetz, denn in der Nacht brechen wir auf gen Südatoll.
 
Das Südatoll:

Das Südatoll beginnen wir im Norden. Je nach Wetterlage etwa 3-4h Fahrt von Kakaban. Der erste Tauchgang ist geprägt von der Suche nach einer Art Nordspitze. Die sich aber so nicht finden lässt. Auch kein Split-Point für die Strömung. Bei zusätzlich noch recht schlechter Sicht (auslaufende Strömung + Wind über das Riffdach in unsere Richtung) treibt es mich an einer ziemlich uninteressanten Riffwand entlang. Highlight ist kurz ein Marmorrochen und ein Platz an dem gleichzeitig 4 Schildkröten herumlungern.

Wir springen nochmals, diesmal eher an der Nordwest-Ecke direkt in der Nähe des nördlichen Leuchtturms. Die Sicht hier ist besser und beginnt direkt mit einem Überhang vollbewachsen mit schönen Weichkorallen. Die Wand setzt sich recht lange so weiter fort, vielfach wunderschön und unberührt bewachsen mit Gorgonien. Und man hört Geräusche unter Wasser. Sind das Wale? Ich habe solche Geräusche noch nicht gehört. Es zeigt sich aber auch nichts was das Rätsel lösen würde. Zurück am Boot wartet bereits das Frühstück.

Noch schnell die nassen Klamotten aufhängen und - was erblicke ich da? Wale! Nein, kann eigentlich nicht sein. Für Delfine viel zu groß, aber mit Rückenflosse. Schweinswale? False Killer Whales? Was für ein Glück ist die Besatzung noch am Zodiac. Wir greifen unsere Sachen, springen auf und ab geht es in die Richtung der... ja was denn nun? ORCAS!!!
 

Da schwimmen tatsächlich 3 Erwachsene Orcas mit zwei Jungtieren.

Angeschlichen, ins Wasser gleiten, und tatsächlich erwischen wir einen kurzen Moment ihren Anblick unter Wasser. Zwei weitere Versuche schlagen fehl, sie tauchen schlicht unter uns hindurch. Dafür können wir Sie einige Minuten an der Oberfläche beobachten, was für ein Anblick.

Auf der weiteren Fahrt gen Süden zerplatzen die Träume vom tauchen an unberührten Plätzen voller Fischreichtum und Artenvielfalt. Mehrere Fischerboote bei der Arbeit, mit dem Fernglas sind weitere zu erkennen die in der Lagune liegen und vermutlich auf die Nacht warten. Deuten wir es mal zumindest als gutes Zeichen, dass es hier noch Fisch gibt.

Der nächste potenziell vielversprechende Platz bekommt den Namen „Washing machine“, womit alles gesagt wäre. Zumindest bei auslaufendem Wasser keine gute Wahl. Mehr Tauchgänge werden es heute nicht, durch die Orcas ist es bereits 14:30 und wir müssen weiter gen Süden an den unteren Leuchtturm und zwei kleinere Inseln, die dort liegen. 



Die größere von beiden nutzen wir für einen kleinen Strandgang und den Sonnenuntergang.

Am nächsten Morgen wären wir besser im Bett geblieben. Eine Regenfront naht. Ganz in der Ferne sieht man sogar noch die Reste eines Tornados. Wir hoffen, dass es nur ein kurzer Schauer ist, müssen aber letztlich klein bei- und unseren Ankerplatz in der Nähe der Inseln aufgeben und in die Lagune flüchten. Bis der Regen vorüber ist und wir startklar zum tauchen schlägt die Uhr bereits fast Mittag. Und uns bleibt nur der geschützte Bereich zum exploren. Aber ja, eine Lagune gestaltet sich für den anspruchsvollen Taucher erst interessant wenn Mantas um ihn herumflappen. Davon war aber weit und breit nichts zu sehen. Nachmittags eilen wir dann nochmal raus an die beiden Inseln und betauchen den Riffrücken der beide so auf etwa 20m verbindet. Dabei ergeben sich zwei nette Drift-Dives entlang der Riffkante. Korallen überwiegend intakt, der ein oder andere graue Riffhai oder White Tip schaut ebenfalls. 

Eine größere Schule Doktorfische säumt das Blau, auch sehen wir hier und da eine Schildkröten und Rochen. Solides Tauchgebiet. Auf dem Weg zurück springen wir nochmal ganz kurz auf der flach abfallenden Seite des Riffdachs auf der nördlichen Seite. Natürlich schon recht dunkel und durch die auslaufende Strömung auch nicht die beste Sicht, aber ein Manta schwimmt kurz an uns vorüber. 
Wir begeben uns zurück zum Boot, hoffen dass der morgige Tag besser wird. Eigentlich wollten wir uns heute ausgiebig dem Süden widmen, das muss nun zu einem guten Teil in den morgigen Vormittag gepackt werden.

Zumindest regnet es am nächsten Morgen nicht. Trotzdem gestaltet sich die Findung unseres ersten Tauchplatzes schwierig. Nirgendwo interessantes Riff und Fisch zu finden. Am Ende läuft es mehr oder weniger wieder auf den Riffrücken hinaus, bei dem sich diesmal eine Netzmuräne hervorheben lässt. An unserem Guide schwebt nach eigener Aussage sogar wieder ein Manta vorbei. Mit zwei halben Tagen lässt sich letztlich wenig abschließendes über diesen Teil des Atolls sagen. Er ist schlicht zu groß um relativ schnell einen genauen Überblick zu bekommen, was, wann und wo geschieht um dann dort passend zu springen. Vielleicht ist ja irgendwo hier in der Gegend ein Korallenblock an dem sich Mantas putzen lassen? Wir müssen hingegen wieder zurück gen Norden. Morgen stehen nochmal die Walhaie auf dem Plan und dann bereits auch die Abreise vor der Tür. Als letzter Tauchplatz wurde auf der Landkarte ein schmaler Kanal erhoben. Kein richtiger Kanal, er verläuft sich irgendwann im Inneren des Atolls. Aber probieren wir es mal. An der Riffwand zieht es uns recht stark von Norden gen Süden. Das rascheln der Plastikflasche bleibt unbeantwortet, die Strömung geleitet uns sanft in den zu Beginn etwa 20m tiefen Kanal und zerfällt dann recht schnell zu einem lauen Lüftchen. Dies Seitenwände werden dominiert von Tisch- und Salatkorallen. Viele intakt, manche demoliert. Die Hoffnung auf einen Leopardenhai erfüllt sich nicht, dafür lassen sich mehrere große Rochen finden, darunter ein eher seltener Stachelschweinrochen. Und weit hinten im Kanal schaut plötzlich auch der Türsteher nochmal vorbei und fragt nach dem Anlass unseres Besuchs. Ein Goliath Grooper nimmt uns genauer unter die Lupe, bevor wir passieren dürfen.

Jetzt steht uns noch ein weiterer Tauchgang bevor. Über Wasser zeigt Borneo leider wieder seine wankelmütige Seite. Ist es den Tag über noch windstill und brütend heiß gewesen, bleibt uns am Abend nichts anderes übrig als alle Schotten dicht zu machen und drinnen zu essen.

Und die Folgen wirken sich leider auch auf unseren letzten Tag aus. In der gesamten Bucht herrscht relativ starker Wellengang. Die Bangas in unmittelbarer Nähe zu uns schlagen mit den Wellen auf und ab. Da traut sich weder Walhai noch wir ran. Die meisten Bangas sind auch bereits verlassen. Die Arbeiter haben den Landgang angetreten. So fällt die Hoffnung auf einen weiteren Tag mit den Walhaien, bei vielleicht ja besserer Sicht, dem Wind zum Opfer und wir treten direkt die Fahrt nach Tanjung Batu an.

Fazit:

Damit endet die Exploration- oder besser Orientierungstour der Wellenreng, denn unberührtes Tauchgebiet haben wir ja nicht erschlossen. Nahezu jeder der „älteren“ Taucher schwärmt von Borneo, und „wie es einmal gewesen ist.“

Im Fokus beim Thema Indonesien stehen derzeit ganz klar Gebiete wie Raja Ampat und Komodo, beim Muck-Diving fällt jedem sofort die Lembeh Strait ein. Borneo ist da etwas in den Schatten gerückt, vielleicht auch weil durch Dynamit-Fischen einiges zerstört wurde. Noch heute sieht man diese Spuren, doch vielerorts hat sich bereits wieder junges Riff etabliert und kann sich in einem geschützten Bereich erholen. Unsere Hoffnungen in dieses Gebiet wurden nicht enttäuscht. Wir haben eine große Vielfalt unter wie über Wasser erlebt, wo für fast jeden etwas dabei sein sollte. Selbst wenn sich die ein oder andere Sehenswürdigkeit mal nicht zeigt, bleiben genügend Alternativen um das Taucherherz höher schlagen zu lassen. Begonnen bei den Muck Diving Plätzen rund um Derawan, Maratua bietet schöne Korallen und Schildkröten noch und nöcher. Einen Kanal, dessen Barracuda-Schwarm weltweit seines gleichen sucht und in dem auch das Überraschende gerne mal Einzug hält. Sowohl hier als auch in Kakaban sind Begegnungen mit Fuchshaien möglich, einen Platz für ausgewachsene Black Tips wurde bestätigt. Der Jelly Fish Lake ist voller Quallen. Den Mantas um Sangalaki haben wir nicht all zu viel Zeit gewidmet. Auf der Facebook-Seite der Scuba-Junkies (die auf Sangalaki beheimatet sind) finden sich regelmäßige Post von Mantas, es gibt aber auch Stimmen die Sie als selten bezeichnen. Dafür ist die Schildkröten-Aufzuchtstation eine Wucht. Und on top gibt es noch ein Walhai-Gebiet dass zwar die sanften Giganten nicht auf dem Silbertablett präsentiert, aber doch eine sehr hohe Trefferwahrscheinlichkeit erwarten lässt. An anderen Orten der Welt ist dies bereits wesentlich schwieriger. Die Träume, dass darauf das Südatoll nochmal einen draufsetzt konnten sich in so kurzer Zeit nicht bestätigen. Aber wie auch. Bereits rund um Maratua gäbe es im Norden noch genug Gebiet, in dem eine nähere Erkundung evtl. lohnt.

Ich jedenfalls freue mich riesig Anfang Oktober bereits wieder auf einer Borneo-Tour teilnehmen zu dürfen, diesmal als Gast. Ich werde berichten :)

UPDATE:
Nachdem nun auch der zweite Trip vom 30.09.- 12.10.2018 hinter mir liegt, ein Update und Ergänzungen zum ersten Bericht. Das Wetter ist uns wesentlich wohlwollender gesonnen gewesen. Meißt windstill bis leicht windig. Derawan haben wir einen ganzen Tag betaucht ,bei ebenfalls guter Sicht. Zu entdecken gab es erneut vieles aus dem Bereich des Muck-Divings und aus dem „gewöhnlichen Riffleben“.

Zum Kanal sind wir sowohl zu Beginn der Reise bei einem grundsätzlich kleinen Tidenhub, wie auch am Ende der Reise bei einem großen Tidenhub. Die Barracudas sind wie gewohnt zur Stelle gewesen. Jacks, Fledermausfische & Co. ebenfalls. Für die andere Tauchgruppe hatte der Kanal wieder ein echtes Highlight parat: Einen Walhai auf 5m Tiefe der Tuchfühlung nicht scheute. Bei großem Tidenhub gab es bei einlaufender Strömung auch wieder Haie zu sehen. Mehrere Adlerrochengruppen seien noch zu erwähnen.

Wie sah es bei den Fuchshaien aus? Wieder gut, einige sehr nahe Aufnahmen sind gelungen. Aber nicht immer haben wir die Glubschaugen angetroffen.

Der Blacktip-Platz hatte wohl beim vorangegangenen Trip wieder einige Black-Tips, bei uns blieb er bei drei Versuchen leer.

An Sangalaki haben wir insgesamt 2 Tauchtage verbracht und auch einige Mantas gesehen, sogar bei Nacht. Allerdings blieb keiner über einen längeren Zeitraum stationär, eher alles Fly-by´s. Dafür konnten wir einen Leopardenhai erspähen. Bei den Walhaien hatten wir sehr gute Sichtverhältnisse und über ca. 1 Stunde einen Walhai. Für mich erneut eine gelungene Reise zu einer Perle außerhalb des aktuellen (europäischen/deutschen) Fokus.