Ziel: Ägypten
Tauchregionen: Rotes Meer
Zeitraum: 16.10.-11.12.2014Der Hintergrund:
Schon länger mit dem Gedanken spielend mich auf der Pay-Another-Dollar-In-Leiter eine Sprosse weiter emporzuschwingen, öffnete sich im vergangenen Sommer ein Türchen, die sofort durchschritten werden musste. 2 Monate guiden in Ägypten für Bluewater Safaris unter Führung von Judith und Bernard Wächter auf einem ihrer beiden Safarischiffe Independence II oder Quick Shadow. Die Ausbildung zum Divemaster war abgeschlossen, erste Erfahrung gesammelt, also Los!
Vorwort:
Dieser Bericht soll euch einen Einblick geben in die Tauchbedingungen an den verschiedenen Tauchplätzen vom Norden der Wracks bis in den Süden zu den Rocky Islands. Wie war der Wind? Welcher Großfisch war wann, wo und mit wie vielen Kumpanen unterwegs? Wie viele anderen Taucher waren da? u.s.w.
Letztlich entsteht ein Bild des Tauchgebietes über einen Zeitraum von ca. 2 Monaten zum Jahresende.
Wer sich hier Geschichten aus dem Nähkästchen erhofft wer mit wem, wann und wie oft, welche Herzen neu zusammengefügt, welche gebrochen wurden oder wer nett und wer doof war, den muss ich leider enttäuschen. Auch gibt es von mir keine Home-Story über das Leben als Diveguide. Das bleibt alles da wo es ist :)
Für interessierte ist es ein Puzzleteil im großen Puzzle den nächsten Tauchurlaub bestmöglichst auszuwählen, natürlich immer noch abhängig von den Launen des Schicksals.
Die Wracks im Norden:
Ende November/Anfang Dezember gingen zwei Touren zu den Wracks nördlich von Hurghada in Verbindung mit den Brothers. Ob jemand Wracks mag oder nicht das muss er selbst entscheiden. Recht frisch waren die Temperaturen jedenfalls von ca. 22°-24° unter Wasser. Gepaart mit viel Wind über Wasser fängt man dann schnell das frieren an. Das muss zum Winter hin generell akzeptiert werden. Der ägyptische Schnee heißt Wind :)
Insgesamt hatten wir super Sichtverhältnisse an den Wracks und für alles weitere hier ein Video mit einigen ausgewählten Wracks:
Doch auch die Riffe haben dort oben noch einiges zu bieten, z.B. der Bluff Point:
Brothers:
Insgesamt 5x durfte ich während meiner Zeit dort sein. Und es wurde von mal zu mal besser! Generell war auch das gesamte Jahr 2014 gut an den Brothers mit einer kleinen Unterbrechung im Sommer. Normal beginnt die Saison in etwa Mitte Oktober. Wir hatten hier bereits enige Longimani am großen und am kleinen Bruder sowie den ein oder anderen Fuchshai. Und auch die Anzahl der Boote war mit jeweils 4 Stck. an jedem Bruder erträglich. Je später die Saison desto mehr Boote starten ihre Touren aus Hurghada und wechseln zu Wracks/Brothers-Touren statt BDE-Touren. Je nach Wetterverhältnissen beginnen die Hurghada-Touren erst bei den Wracks und fahren dann zu den Brothers. Bedeutet Sie sind Mo/Di an den Brothers. Highlight-Touren sind klassischerweise Sa/So an den Brothers. So waren wir im Dezember fast alleine dort. Hingegen eine Woche früher bei einer Wrack-/Brothers-Tour wieder mit 4-5 Booten zusammen. Wo Schatten da ist jedoch auch jede Menge Licht. Denn je mehr Boot, desto mehr Krach und desto mehr Longimani finden sich neugierig ein.
Jedoch sind auch Sie deutlich weniger neugierig und aufdringlich als in früheren, angefütterten Zeiten. Es Bedarf etwas Ortskenntnis und Geduld um Sie zu finden. Nahezu sicher waren Begegnungen wenn man über die Boote hinaus ins Blauwasser tauchte. Bis zu 4 Longimani gleichzeitig konnte ich erblicken. Für Ausflüge ins Blau muss jedoch immer auch die Strömung passen. Letztes Jahr war ich ebenfalls 2 Wochen im November und es war gerade mal 1 Longimanus sehr kurz dort den ich auch nicht einmal gesehen habe. Ich hoffe also, dass dieses Jahr der Beginn einer längeren Episode von guten Longimanus-Jahren sein wird :)
Daedalus:
Das Top-Riff des Jahres 2014. Das ganze Jahr über stationär mehrere Mantas beherbergt und natürlich ist auch weiterhin die Schule Hammerhaie zugegen. Das wissen natürlich auch die anderen Boote. Daedalus war dieses Jahr der Garant für eine gelungene Tauchsafari. Und auch Ende Oktober/Anfang November konnten wir bei zwei Touren davon profitieren. Allerdings immer umzingelt von ca. 10-12 anderen Booten. Aufgeräumt werden soll hier auch mit dem super Spruch: "Der frühe Vogel fängt den Wurm", bringt nix. Bei zwölf weiteren Booten braucht es einfach das bisschen Glück und etwas Erfahrung mit so wenigen anderen Tauchern wie möglich im Wasser zu sein. Es braucht ebenfalls keine 40m Tiefe. Wenn die Schule will, kommt Sie zu euch. Eines aber hilft definitiv und das ist Disziplin. Wenn Sie kommen sollte man weder in die Tiefe noch in die Breite auseinanderstreuen. Das teilt auch die Hammerhaie auf. Idealerweise hat man auch keinen Fotografen mit Blitzen dabei, auch das erhöht das Risiko, dass man sie verscheucht. Bei meinem besten Tauchgang mit den Hammerhaien haben Sie uns mehr als 10 Min. permanent umzingelt und umschwommen. Bis dann leider doch andere Taucher hinzugestoßen sind. Die höchste Wahrscheinlichkeit hat man auf die Schule oben im Norden im Bereich von den beiden Caves im Osten bis hin zu Nemo City im Westen. Die Caves bieten sich für den Early Morning an, Start oder Ende Nemo City für den Afternoon-Dive. Und immer viel Geduld mitbringen, man schaut schon gerne mal 20 Min. ins blaue bevor sich etwas tut!
Bereits in der ersten Novemberwoche hat man gemerkt, dass das Wasser sich anfängt zu durchmischen und es auch häufiger Südströmung gab. Das hat einige Tauchgänge teilweise bereits schwierig gemacht und recht ereignisarm an Großfisch, wenn dann nicht doch der große Manta vorbeigeschwommen ist. Bei unserer letzten Tour Anfang Dezember zeigte sich Daedalus dann in Nebensaison-Bedingungen. Südwind, Südströmung. Nur zwei Boote, ein drittes konnte aufgrund der Bedinungen nicht anlegen. Für Hochseeriffe verhaltenene Sicht von ca. 20m ließen sich nur sehr vereinzelt mal ein einziger Hammerhai in Tiefen von unter 30m blicken. Mantas wurden nicht mehr gesichtet. Dafür haben sich durch die Ruhe Fuchshaie ans Riff getraut und sorgten für ein schönes Erlebnis. Für Hammerhaischulen ist der Dezember sicherlich zu spät, November bereits riskant, aber es gibt auch sonst viel zu entdecken dort und man kann Daedalus einfach mal anders betauchen als sonst. So konnten wir einen vollen Tag im Norden ankern und direkt dort abtauchen :)
Fury Shoals:
Eine absolut phantastische Ansammlung flacher Riffe. Natürlich, für Großfisch braucht es hier viel Glück und dann erhascht man meißt auch nur einen Blick aus der Ferne. Meine absoluten Lieblingsriffe dort sind Malahi, Abu Galawa Soghayr, Shaab Claudia und natürlich auch Satayah mit seinen Delfinen, die allerdings bei Südwind lieber Urlaub machen und man sich auch sonst nur sehr kurz dort aufhalten sollte, die Delfine müssen bereits einiges an Schnorchlern ertragen. Häufig bleiben Sie aber auch um die Schnorchler herum und sorgen so für eine absolut hervorragende Zeit.
Rocky Island:
Ich hatte noch nie richtig Glück am Rocky. Zwar waren wir immer entweder alleine oder maximal zu zweit (wie die beiden Male dieses Jahr auch), aber auch ohne Großfisch. Das war auch diesesmal Anfang November so. Rocky bietet ebenfalls einen phantastischen Riffbewuchs, aber für Großfisch ist es der falsche Zeitraum. Der beste Zeitraum ist von Ende April bis in den Juni hinein. Dann sollen sich dort Hammer-, Seidenhaie und Schildkröten blicken lassen. Selbst überprüft habe ich es jedoch noch nicht. Zum Thema fehlender Großfisch gab es übrigens für die Independence II ca. zwei Wochen später eine denkwürdige Begegnung. Ein Tigerhai hat unter dem Boot eine Delfinfamilie angegriffen und Papa Delfin hat mit einem beherzten Stoß den Tigerhai vertrieben. Selbst beim späteren Tauchgang ließ sich der Tigerhai blicken. Soviel zum fehlenden Großfisch zum Ende des Jahres, so ist halt die Unterwasserwelt :)
Zabargad:
Hier ist kein Grofisch zu erwarten. Hier gilt es sämtliche Zeit dem wunderschönen Riff zu widmen, wenn es gelingt, inkl. Nachttauchgang. Es gibt auch einen Weg in die Lagune herein, wobei der Weg wesentlich interessanter ist, als die Zeit in der Lagune selbst.
Auf der Wetterseite gibt es noch ein relativ flach liegendes Wrack, das jedoch nur selten zu betauchen ist. Wer auch nur einen Tag in Zabargad verbringt kann sich dieses getrost schenken. Nur Hardcore-Wrackfans können darauf dringen. Es ist nicht schlecht, hat auch einige Möglichkeiten zum ein- und hindurchtauchen doch würde ich vor die Wahl gestellt den Tag an den Korallengärten vorziehen. Wer dennoch gerne ein Wrack betauchen würde dem sei die Kamash II an den Sernaka Islands empfohlen.
Sernaka Islands:
Bereits auf dem Rückweg von Zabargad in Richtung Fury Shoals liegen die Sernaka Islands. Das Wrack der Kamash II liegt zwischen 30 und 50 Meter tief. Man lässt den Tauchgang dann am nahe gelegenen Riff ausklingen, wobei sowohl der early morning viel Fisch geboten hat, als auch die Option eines Sunset-Dives eine gute Alternative bietet.
Ich hoffe ich konnte euch etwas mit meinen Erfahrungen bei eurem nächsten Ägypten-Urlaub helfen. Auf jeden Fall immer Gut Luft!