Sonntag, 25. Februar 2018

#Reisebericht: Sardine Run Südafrika 2017 @ Coffee Bay mit African Dive Adventures

Ziel:           Südafrika
Tauchregionen:  Coffee Bay / Protea Banks
Hotel:          Ocean View / Diver Villa
Tauchbasis:     African Dive Adventures
Reisezeitraum:  07.06.2017 - 22.06.2017


Sardine Run. Wer kennt Sie nicht, die spektakulären Aufnahmen von BBC&Co?
Der Reiz das selbst mal zu sehen ist schon immer da, doch mitten in den wenigen hochsommerlichen Wochen Mitteleuropas in den Winter Südafrikas? Kaltes, grünes Wasser? Mit Glück über Wasser sonnig, aber meißt windig und schnell kühl. Doch die gegebenen Vorzeichen kommen so schnell nicht wieder. Die letzten Jahre lesen sich die Reporte des Sardine Runs, entgegen der vielen Jahre davor, wieder deutlich spektakulärer. Und wir wären insgesamt zu sechst. Da wäre es auch gesellig, wenn draußen die Welt untergeht.  Also packe ich die Gelegenheit beim Schopf und bin All-In!   

Die Anreise:
Unaufgeregt. Frankfurt via Johannesburg nach Durban, Mietwagen abgeholt und dann für eine Nacht in die Tauchervilla von Roland Mauz von den African Dive Adventures, dem Veranstalter der Tour. 

Am Folgemorgen geht es los auf die gut 400km lange Fahrt in die Coffee Bay. Nach knapp 6h erreichen wir bei strahlendem Sonnenschein die Coffee Bay, die letzten Kilometer ist von geteerten Straßen nicht mehr viel zu sehen. Dafür liegt das Hotel um so netter in seiner Bucht. Die Startbucht der täglichen Ausflüge liegt nur etwa 10 Jeep-Minuten entfernt.


Rund um den Sardine Run:
Im folgenden Abschnitt gehe ich auf den Ablauf des Sardine Run etwas näher ein. Wen das nicht interessiert oder wer es schon kennt, der überspringt das Kapitel einfach. Beginnen wir mit der ersten, retroperspektiv sehr weisen, Entscheidung. Wir haben 9 Tage Sardine Run gebucht. Das übliche Package geht 4 Tage auf dem Wasser. Doppelte Chance also. Innerhalb der 9 Tage ist mit recht hoher Sicherheit ein Wetter-/Wind und auch Strömungswechsel dabei. Es geht von gut nach schlecht, oder von schlecht nach gut, auf jeden Fall anderst halt. Bedeutet mit recht hoher Wahrscheinlichkeit, dass man 1-2 der 9 Tage Poseidon, Neptun oder wem auch immer spendet. Es ist hingegen aber sehr unwahrscheinlich dass alles Grütze ist. 4 Tage sind da schon riskanter, auf unserer Tour selbst erlebt. Und im zweiten Teil hat man sich dann auch gänzlich eingewöhnt und weiß wie der Hase läuft. Aber das ganze Prozedere 9 Tage durchzuziehen war auch sehr hart, ich war froh nach den beiden früh abgebrochenen Tagen mich auszuruhen, ja der ganze Urlaub ist ein Aktivurlaub, ich war am Ende schlicht platt. (Auch einer der Hauptgründe warum ich keine 14 Tage später nach Komodo aufbreche, zum erholen!)
African Dive Adventures sind die einzigen die von der Coffee Bay aus operieren. Während des Runs managt Rolands Frau Beulah die Organisation rund um den Run. Je nach Gästeanzahl sind 2-3 Zodiacs auf dem Wasser. An Bord sind bis zu 10 Gäste, meißt weniger. Das Tauchequipment wird mitgenommen, für den unwahrscheinlichen Fall, dass sich ein sagenhafter Baitball sehr stationär verhält. Lüften wir den zweiten heiligen Gral unserer gelungenen Tour. Als quasi zum Inventar gehörend durften wir über Michael Supp von Supp Diving Heilbronn Tragschalen & 3l-Flaschen organisieren. Der Sardine Run ist eigentlich auch prädestiniertes Apnoe-Gebiet. Die atemberaubenden Aufnahmen sind meißt auf einer Wassertiefe von 3-5m aufgenommen, Kamera im leichten Winkel nach oben. Für maximalen Lichteinfall. Wer nur an der Oberfläche schnorcheln kann, der verpasst schlicht einen Teil des Runs, man sollte sich dem zumindest bewusst sein. Da mir/uns auch die Qualität für mehrere Minuten unter Wasser fehlt, insbesondere im Stress, weichen wir auf 3l-Flaschen aus.




Der Run:
Der erste Tag ist uns freundlich gesinnt. Die drei Gruppen starten jeweils um 30 Min. Zeit versetzt. Wir, als Frischlinge, um 07:30 nach ausgiebigem Frühstück. Strahlender Sonnenschein lässt das Thermometer knapp an die 20 Grad steigen. 


Wenig Wind, und so kann auch das Ultraleichtflugzeug in die Luft aufsteigen. Trotz guten Wetters sind wir dick eingepackt. Mindestens 7mm, Unter-/Überzieher, Socken, Windjacke und Sonnenschutz. Der Sardine Run ist der ideale Platz um frierend einen Sonnenbrand zu bekommen. 
Die erste Action ist ein Glattwal („Southern Rights“) mit Baby, wir bleiben aber auf dem Zodiac. Dann mehrere Delfinschulen, noch sind wir nicht im Wasser gewesen. Das sollte sich kurze Zeit später ändern. 
Diesmal sind Sardinen mit dabei. Ein paar Hundert vielleicht. Durch jagende Delfine bereits an die Oberfläche gedrückt. Der Bait Ball verhält sich sogar relativ stationär, dennoch ist es permanente Arbeit als Gruppe gemeinsam vor dem Ball zu bleiben. Die Sardinen suchen immer wieder Schutz unter und um uns Schnorchler, um geschützt vor den Delfinen zu sein. Ebenfalls nehmen die Delfine reißaus, sobald man den Ring um die Sardinen geschlossen hat. Wir sind bestimmt 90 Min. mit ihnen im Wasser, allerdings heute noch ohne unsere 3l-Flaschen.
In der Rückbetrachtung ist dies bereits ein sehr guter Bait-Ball Tag gewesen. Mittendrin hatte man noch das Gefühl á la netter Anfang. Denn am nächsten Tag ist es stark bewölkt gewesen, Wind zog auf und die Action im Wasser nahm deutlich ab. 


Zwar finden wir bereits früh morgens den Anblick Hunderter jagender Vögel vor, doch der Versuch mit einem Bait zu schwimmen scheitert kläglich. Viel zu schnell bewegt er sich fort. Kaum ist man im Wasser fallen die Vögel schon wieder zig Meter weiter vom Himmel. Sehr schön, also direkt durchnässt und frierend auf dem Wasser. Da entschädigt auch nicht der erste gesichtete Brydus-Wal. Dafür lassen sich an diesem Tag viele Buckelwale beobachten, manche schlafend, manche springend, manche permanent in Bewegung. Gemeinsam war ihnen allen, dass Sie uns nicht wirklich nahe heranließen. Von einer Begegnung unter Wasser ganz zu schweigen. Mit jeder Stunde auf dem Wasser nahm der Wellengang weiter zu und gegen 14 Uhr beenden wir unseren Ausflug. Schnell in eine warme Dusche und einen heißen Kaffee. Tag 3 brechen wir bereits um 12 ab. Die Erkenntnis setzt sich durch, dass Tag 1 gut gewesen ist. 
Tag 4 bringt 6 Buckelwale auf einem Fleck, ein geselliges Miteinander und zumindest sind wir bis 14:30 im Wasser. Wir versuchen bis zuletzt alles um unter Wasser einem Buckelwal zu begegnen. Zwei springen direkt über einem, sehen aber: Nichts. Die Sicht ist viel zu schlecht und beträgt lediglich noch wenige Meter.


Im Minimum-Package wäre es das bereits gewesen. Für uns folgen zum Glück noch 5 weitere Tage :)

Tag 5 ist eigentlich gut prognostiziert gewesen. Aber die Coffee Bay wird bereits am Morgen in eine dicke Wolkendecke gehüllt und die See ist rauh. Dennoch versuchen wir unseren Weg nach draußen. Der wird aber jäh gestoppt. Eine Welle schüttelt unser Zodiac durch, einer unserer Mitstreiter ist nicht 100% achtsam, und sein Kopf wird vom Führerstand des Zodiacs gestoppt. Kleine Platzwunde und zurück geht es an Land. Während der Verletzte sich auf eine kleine Abenteuerfahrt ins Krankenhaus aufmacht, spannen wir den restlichen Tag aus. Und hoffen auf Tag 6. 


Mannschaftlich komplett geschlossen gehen wir in den 6. Tag. Auch der Unglücksrabe von gestern ist wieder an Bord, bleibt heute aber noch aus dem Wasser. Etwas zu seinem Leidwesen, denn es entwickelt sich der absolute beste Tag des Runs. Zwar auch über Wasser, aber eben hauptsächlich im Wasser. Am Morgen verziehen sich recht schnell die letzten Schleiherwolken und die Sonne bricht durch.

Am Horizont kreisen sicherlich Hunderte, wenn nicht Tausende Vögel. Sie schießen hinab und ploppen zurück an die Oberfläche. Die Mäuler vollgestopft mit Sardinen. Heute ist auch der erste richtige Tag für die 3l-Flaschen. Die ersten Bait Balls sind noch zu schnell, dann erwischen wir einen. 
Ab auf ein paar Meter Tiefe, die Sonne im Rücken, die Sicht halbwegs annehmbar mit 5 bis maximal 10m. Ein paar Hundert Sardinen werden sowohl von Delfinen als auch von Haien bejagt. Allerdings beginnen die Haie sehr schnelle größere Kreise zu ziehen und sind rasch ganz weg.




Der folgende Tag knüpft glücklichweise für unseren verunglückten Kumpel an den Vortag an. Die Action ist wieder etwas schwieriger zu finden aber es gibt genügend zu sehen unter Wasser. Dafür ist der nächste Tag wieder einer für die Tonne.  Wir fahren erst gar nicht raus. 
Zumindest zu unserem letzten Tag reißen sich die Götter nochmal zusammen. Es gibt ein bisschen Wal, ein bisschen Bait, ein bisschen Delfin, Vögel, nen Hai, also von allem etwas =) Und Sonne war auch da. 
In den letzten Sätzen kann man übrigens auch die kulinarische Verpflegung im Ocean View loben, ich persönlich habe täglich exzellent gegessen. 
Alles gut verpackt und verstaut geht es am nächsten Morgen zurück an die Protea Banks. 
 




Protea Banks:

An die 9 Tage Sardine Run hängen wir nochmal 3 Tage tauchen an den Protea Banks. Vielleicht klappt es ja diesmal mit den Raggies.(--> Raggie Tour 2013 )

Wir ziehen wieder im Taucherhaus ein nach einer zügigen Rückfahrt von gerade einmal 6,5h. 


Der nächste Tag beginnt vielversprechend sonnig und windstill. Wir machen uns auf zu einem Two-Tank-Dive am Morgen, naja, eher später Vormittag da es noch etwas Chaos ist aufgrund dessen, dass ADA gerade auch erst vom Sardine Run mit uns zurückgekommen ist. Aber wir fahren dann raus. 
Natürlich mit dem Ziel Northern Caves. Die unser Guide aber dann gleich mal verfehlt. Zügig sind mit dem Abtauchen mehrere Black-Tips um uns herum, auch ein Raggie hat sich wohl von den Höhlen zu uns verirrt. Nun wissen wir zumindest mal wie die Strömung auf dem Grund ist und wagen einen zweiten Versuch. 
Wieder treffen wir die Höhlen nicht richtig, ist aber auch nicht weiter tragisch, da auf einem größeren Plateau, nahezu strömungsfrei, bei ca. 20m Sicht, ein Knäuel von 30-50 Raggies sein Dasein fristet. Da sind Sie nun. 7 Jahre Jagd münden in diesen Moment. Geil! 



Zu dritt stürzen wir uns nachmittags noch in einen dritten Tauchgang, der uns nochmal den ein und anderen Raggie nah bringt, aber die Welt in ihren Angeln belässt.

Das lässt sich am Folgetag doch nochmal wiederholen, oder? Die Wetterprognose ist schon denkbar schlecht, für einen dritten werden wir sicher nicht mehr raus dürfen. Die beiden ersten halten wir schon durch. Zum ersten treffen wir wieder den Platz nicht richtig bzw. zur Ehrerettung des Guides sei gesagt, dass die Strömung über Nacht gedreht hat. Das wissen wir für den zweiten nun besser. 
Und trotzdem erreichen wir fast erst ganz am Schluss die 1. Cave, die dafür aber proppevoll mit Raggies ist. Und nochmal ein schier endlos geiler Moment. 
Wir schließen die Anschlusstage Protea Banks mit einem angefütterten Tauchgang, sowie einem allerletzten Rifftauchgang ab. Die Sicht ist mit gut 20m ganz in Ordnung und ähnelt mit der Sonne im Rücken sogar eher blau als grün. Zu dieser Jahreszeit lassen sich üblicherweise aber auch keine Tigerhaie mehr am Bait blicken. So auch bei uns. Etwa 5-10 Black Tips flippern um uns herum. Ein Bullenhai und ein Raggie lassen sich nur ganz kurz blicken.


Zum abschließenden Rifftauchgang gibt es nochmals Raggies satt in den Höhlen, also das hat sich mal richtig gelohnt in den drei Tagen =) 





Und sogar Delfine streifen unseren Werdegang. 
Na wenn es sich dafür nicht lohnt dem deutschen Sommmer zu entsagen und sich dem afrikanischen Winter auszusetzen, wofür dann?